„Und Ihr Mann wird dankbar sein, wenn Sie kein zu dickes Toiletten-Papier verwenden, denn sonst könnte der Auslauf verstopfen“. Der Verkäufer, der eben dran war, uns in die Tücken und Geheimnisse des neu erstandenen Wohnmobils einzuweihen, ging offensichtlich davon aus, dass Toilette entleeren bei uns eine rein männliche Angelegenheit ist. Okay, das ist es ja meistens auch. Aber ab und zu gehe auch ich mit der Pipi-Box auf Wanderschaft, denn immerhin stammt der Inhalt grösstenteils von mir. Allerdings finde ich mich dann bei den Entleerungs-Stationen doch meist in männlicher Gesellschaft wieder.
Sie sind immer wieder für eine Überraschung gut, diese braunen Löcher. Mal als eigentliche WC-Kassetten-Versäuberungs-Station weitab von den übrigen sanitären Anlagen eines Camping-Platzes, dafür sauber und bestens ausgerüstet. Mal ein mit Fäkalien und Papier verzierter Betontrog ohne Spülung, und der einzige Wasserhahn weit und breit derjenige, der auch zum Frischwasser tanken vorgesehen ist.
Genauso unterschiedlich sind die Menschen, die diese Einrichtungen benützen. So wird mitunter ein eigentlicher Familien-Event aus der Güllen-Leerung gemacht. Kind und Kegel versammeln sich beim Trog und sehen Papi mit gebannten Augen zu, wie er das gesammelte Familienpipi runterkippt. Nur die gut Trainierten schleppen übrigens ihre WC-Kassette quer über den ganzen Campingplatz. Alle anderen haben sich etwas mit Rädern angeschafft, um die Gülle zu karren. Im Zeitalter überdimensionierter, halbleerer Heckgaragen habe ich schon Wohnmobilfahrer gesehen, die sich den Luxus einer zweiten Kassette leisten. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht recht erklären, worin da der Vorteil sein soll. Es gibt auch Leute, die geradezu verstohlen ihre Fäkalien-Schatulle entleeren, am liebsten im Morgengrauen, wenn hoffentlich niemand zusieht. Gut getarnt hinter der Womi-Scheibe habe ich einmal beobachtet, wie sich ein Mann zuerst einen Arbeits-Overall anzog und Handschuhe überstülpte. Erst derart ausgerüstet machte er sich am ominösen Fach zu schaffen. Da konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Aber vielleicht hat die betreffende Person einfach nur negative Erfahrungen gemacht. Ein halb aufgelöster „Stink“ über den Hosen würde mir ehrlich gesagt auch stinken. In Sachen WC-Entleeren sind wir in Europa ohnehin noch ein Entwicklungsland. Die Amerikaner sind diesbezüglich fortschrittlicher. Abwasserschlauchrohr anhängen. Schieber ziehen. Zack! In Amerika sieht man niemanden seine Fäkalien durch die Gegend tragen.
Bei richtiger Handhabung kann eine Wohnmobil-Toilette absolut hygienisch betrieben werden. Dabei stellt sich natürlich die Glaubensfrage, ob und mit welchen Hilfsmitteln das mobile stille Örtchen über die Runde kommen soll, ohne dass die ganze Womo-Besatzung in regelmässigen Abständen vergast wird. Manche schwören auf Entlüftungsanlagen, andere auf grosszügige Mengen von Chemie, wieder andere auf Grosis Schmierseife. Unser Patentrezept: jeden Morgen leeren. Das ist zugegeben manchmal einfacher gesagt als getan. Wir mussten auch schon Umwege auf uns nehmen, um die Gülle los zu werden.
Unterwegs ist mir das eigene stille Örtchen definitiv am liebsten. Für mich ist es das kleinere Übel, den Gang mit der Kassette zu unternehmen, als eine verkackte öffentliche Toilette aufsuchen zu müssen. Und überhaupt fehlt dort ohnehin meist das Papier. In dieser Angelegenheit haben wir natürlich über die Jahre gleichfalls unsere Erfahrungen gemacht und die seinerzeitige Empfehlung des Verkäufers beherzigt. Also nix mit Hakle Super-Flausch! „So dünn wie möglich“, lautet die Devise. Diesbezüglich sind die Franzosen Weltmeister. In keinem Land haben wir ein so vielfältiges Angebot an geeigneten Toilettenpapieren angetroffen wie bei unseren westlichen Nachbarn. Es gibt garantiert eine Farbe, die zur Ausstattung eines jeden Wohnmobil-Bads passt. Blüemli und sonstige Müsterchen verleihen mit französischem Charme unserem Allerwertesten den letzten Schliff. Und erst noch in verschiedenen Duftnoten.
da gibt es nichts mehr beizufügen.du hast wirklich an alles gedacht und aufgelistet.
wir glauben da sprichts du manchem wohnmobilist aus der seele.
es grüssen aus spanien
silvia+peter
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Na ja, immerhin musste der Text vor Jahren mal als gedruckte Kolumne hinhalten.
Noblesse oblige.
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Zur Entleerung von Wohnmobiltoiletten kann ich nicht viel beitragen, da fehlt mir schlicht die Erfahrung.
Aber die Aufforderung zum abgeben eines Kommentars in Deinem Blog find ich echt charmant 🙂
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Da kannst du von Glück reden, dass du erst diese Fassung gelesen hast. Ich habe zig Mal am neuen Text rumgedoktert.
Und da du nun meinen Text übers Pipi-Box Entleeren gelesen hast, kannst du auch in diesem Thema mitreden.
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Bei unserem Womo erledigen diese Arbeit ein paar Millionen Mitarbeiter:
http://www.hrz-reisemobile.de/pages/startseite/aqualizer.php
Gegenüber diesem System ist Amerika ein Entwicklungsland 😉
Liebe Grüsse
Urs
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Wir können es uns nicht leisten, einen so grossen Mitarbeiterstab zu beschäftigen. Und aus technischen Gründen werden wir wohl weiterhin auf Pipi-Box-Wanderschaft gehen müssen.
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Danke für den aufklärenden Blogeintrag.
Das wollte ich alles schon immer mal wissen.
Ebenso interessant ist das Foto.
Schön wäre jetzt noch ein Behälter in Entleerungsposition darauf gewesen.
Aber dann hätte man vermutlich nicht alles lesen können, was auf der…äh…Station drauf steht.
Klasse, Bea!
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Auf ausdrücklichen Wunsch kann ich schon mal einen Blog-Beitrag übers Entleeren veröffentlichen. Das Geschmäckchen dazu müsstest du dir allerdings selber ausdenken.
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Danke für diese Informationen aus dem Wohnmobil-Alltag. Das sind Dinge, an die denkt man als Nicht-Betroffener gar nicht.
LG Gabi
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Zu Hause braucht es halt nur ein kurzes Drücken aufs Knöpfchen und alles geht bachab.
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