Auf unserer damaligen Reise durch die USA war ein Besuch im Big Bend Nationalpark nahe der mexikanischen Grenze absolute Pflicht. In dieser knochentrockenen Gegend blühen und gedeihen Kakteen besonders prächtig. Seit vielen Jahren schon begeistern mich die sukkulenten Pflanzen, auch wenn sie mitunter unangenehm anhänglich sein können.
Wie wir so an den teils hüfthohen Kakteen vorbeistelzten, packte mich plötzlich eine Idee, die mich nicht mehr los liess. Ich wollte ein paar Kaktus-Ohren nach Hause schicken. Da wir selber noch für unbestimmte Zeit unterwegs sein würden, musste jemand anders als Gärtner hinhalten. Da kam mir meine Kaktus-begeisterte Freundin Rita grad richtig. Bestimmt hätte sie Freude an einem stacheligen Gesellen. Zwecks Umsetzung dieser irren Idee kämpfte ich mich mit meinem innig geliebten Mitreisenden ein paar Meter abseits der Strasse durch die kratzbürstige Landschaft.
Wir brachen mit spitzen Fingern drei Handteller grosse Ohren von einer Pflanze ab. Auf dem Post Office direkt im Nationalpark kauften wir eine Kartonverpackung, die eigentlich für Video-Kassetten vorgesehen war, stutzten die ärgsten Stacheln zurück und schickten das Ganze als T-Shirt deklariert nach Hause.
Rita, die Empfängerin der vermeintlich textilen Sendung, war ein Jahr zuvor selber in diesem Nationalpark unterwegs gewesen und hatte genau diese Kakteenart von allen Seiten fotografiert. Die Unverfrorenheit, ein Ohr mitzunehmen, besass sie allerdings nicht. Nicht ganz zu Unrecht, denn in einem amerikanischen Nationalpark fällt man bereits unangenehm auf, wenn man nur schon einen Stein aufhebt. Kommt hinzu, dass Rita damals mit dem Velo unterwegs und nicht wirklich auf Topfpflanzen eingestellt war.
Aus zuverlässiger Quelle habe ich längst herausgefunden, dass meine geschätzte Freundin beim Öffnen des Pakets beinahe der Schlag traf. Doch sie überwand den Schock und pflanzte die drei Lauscher ein. Da sie alle überlebten, durfte ich nach unserer Rückkehr in die Heimat ein gut angewachsenes Opuntien-Ohr in meine bescheidene Kakteen-Sammlung aufnehmen.
Was ich erst viel später erfahren habe: Der Kaktus heisst mit korrektem botanischem Namen Opuntia santa-rita. Eine Heilige ist meine Rita nicht gerade, aber der illegalen Einwandererin, die mittlerweile seit 12 Jahren hier lebt, gefällt es in ihrer neuen Heimat so gut, dass sie mich Jahr für Jahr mit ihren zauberhaften Blüten beglückt.
da hast du aber glück gehabt liebe bea dass dich die sherifs nicht mit hand und fussfesseln in einzelhaft genommen haben.
na ja im nachhinein kann man darüber schmunzeln.
und gedeien tut er prächtig ( wie man auf dem bild sieht )
gruss peter
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Vielleicht hatte ich einfach keine Lust, über meine damalige Einzelhaft ausführlich zu berichten. 😉
Und à propos gedeihen: Mittlerweile hat der Kaktus fast doppelt so viele Lauscher, aber ich konnte mich nicht bequemen, ein aktuelles Bild zu knipsen.
Grüsse ins kaktusfreundliche Spanien
Bea
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Ich bin auch ein grosser Kakteen-Fan. Nur habe ich nicht die Geduld, mich darum zu kümmern. So bin ich froh, tut das mein Nachbar – so brauche ich mich nur ab und zu zu einem Bier bei ihm einzuladen um die Stacheldinger zu bewundern.
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Dabei wären Kakteen die Junggesellen-Pflanzen schlechthin. Wenig Wasser, viel Licht, ein kühler Ort im Winter und sie sind glücklich.
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Bea, Du bist echt mutig – ich hätte mich nicht dafür gehabt: weder die Ohren zu pflücken noch die Dinger in die Schweiz zu schicken. Gut, ich natürlich auch nicht Kakteenfan… 😉
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Das brauchte gar nicht so schampar viel Mut. Bloss die Furzidee.
War mir ehrlich gesagt keiner Gefahr bewusst.
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