„Wie lange muss man denn hier die Frühstückseier kochen?“ fragte mich meine Freundin Gabi vor einigen Tagen. Die Frage mag seltsam anmuten, ist aber nicht ganz unbegründet, erreicht doch Wasser in der Höhe den Siedepunkt bereits vor 100 Grad. Mit „hier“ war Silvaplana gemeint, das auf 1’800 m über Meeresspiegel liegt und wo wir zu viert in den Skiferien waren. Gabi kocht ihre Frühstückseier in der Regel 1’500 m tiefer, in Nürnberg, wo es nach unserem Verständnis – trotz anderslautender Ortsbezeichnung – weit und breit keine Berge gibt.
„Drei oder vier Minuten, je nachdem wie weich du sie magst und wie gross die Eier sind“, war meine Antwort, die prompt mit einem „das langt nett“ quittiert wurde. Ihr Mann und sie mochten keine schlabbrigen Eier zum Frühstück. Sie werde es mal mit fünf Minuten versuchen. „Fünf Minuten, dann sind sie ja schon fast hartgekocht“, gab ich zu bedenken, „Ostern ist doch erst in sechs Wochen.“ Wie schwere Eier sie denn gekauft habe, war nun meine nächste Frage. „Keine Ahnung, woher soll ich denn das wissen!“ „Steht doch auf jeder Schachtel.“ „Sowas steht bei uns in Deutschland nicht auf der Schachtel. Da steht bloss M oder L.“ Mir dämmerte allmählich, dass das mit dem Eierkochen ein gröberes Problem werden könnte.
Am nächsten Morgen verkündete Gabi, ihre Frühstückseier seien nach fünf Minuten kochen noch zu weich gewesen. Zum Glück hatte sie einen Sechserkarton gekauft, so boten sich ihr noch zwei weitere Chancen, perfekte Frühstückseier zu kochen.
Damit ich nicht aus dem hohlen Bauch heraus sprach, kaufte ich auch Eier, 63+ (das ist, für alle Unwissenden, nicht das Alter der Eier, sondern deren Gewichtsklasse), kochte sie viereinhalb Minuten lang und sie waren … PERFEKT.
Gabi jedoch liess ihre Eier am folgenden Morgen sechs Minuten im kochenden Wasser und war – zu unser aller Erleichterung – glücklich. Für Verwirrung sorgte nur noch, dass sie ihre Eier grundsätzlich ins kochende Wasser gibt, während ich sie seit eh und je kalt aufgesetzt habe. Dass etwas so Banales wie Eier kochen derart kompliziert sein kann! Die Frühstückseier haben für viel Gesprächsstoff aber auch viel Gelächter gesorgt. Fast wie bei Loriot, denn Gabi beteuerte, sie koche ihre Eier in erster Linie nach der Fernseh-Uhr und in zweiter Linie nach Gefühl.
Wer fundierte wissenschaftliche Fakten zum Eierkochen in der Höhe nachlesen will, bitte HIER entlang.
Und wer jetzt immer noch nicht weiss, wie lange er seine Eier kochen muss, findet beim WEICHEI RECHNER Hilfe.
Beim Eierkochen bin ich geprägt von Adolf Ogi,
liebe Frau Flohnmobil,
der es seinerseits so anschaulich im TV erklärt und demonstriert hat, dass ich es seither genau so mache 🙂
Herzlich und weiterhin dir und Gabi viel Erfolg,
Hausfrau Hanna
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Ja der Ogi Dölf ist auch mir in Erinnerung geblieben. Ein Zentimeter Wasser. Und den Deckel drauf.
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Respekt, sehr umfassend und kompetent recherchiert! 🙂
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Jederzeit gerne! 😆
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Ich finde den Ersatz-Eierbecher in Form des Kerzenständers amüsant. Genauso wie deinen Beitrag zu dem banal bis sehr-sehr ernsten Kochschule-Thema.
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In einer Ferienwohnung muss man mit dem Mobiliar mitunter etwas fantasievoll umgehen. Eierbecher können sowohl als Kerzenständer wie auch als Schnapsgläser dienen.
(Gratistipp von Frau Flohnmobil an alle Wohnmobil-Besitzer… 😉 )
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Herrlich. Bei uns beginnen die Grundsatzdiskussionen immer wieder erst NACH dem Kochen. Die heiße Frage, auch nach 14 Jahren Beziehung immer noch nicht abschließend geklärt: Wo ist beim Ei oben, wo pellt man auf? In die schwelende Ehekrise werden Hausgäste grundsätzlich mit hineingezogen und müssen Farbe bekennen: Spitzender oder Stupfender?? Wenn sich der Gast dann aber noch als Köpfer entpuppt, ändern sich die Fronten sofort, denn dann halten wir zusammen gegen das Gemetzel. 🙂
Viele Grüße,
Lena
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Bei mir ist oben, dort wo es spitz ist. Aber bei den heutigen Eiern weiss man manchmal nicht so genau. 😳
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EieiEI was es nicht alles gibt….
…ja und die harten werden bei uns auch ogisch gekocht… bis jetzt 10 Minuten, was nach Eirechner eindeutig zu viel ist 😉
Herzliche Wochenendgrüsse
Brigitte
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Wie heisst es doch so treffend: Man lernt nie aus.
Hartgesottene Grüsse in dein Wochenende
Bea
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Im Zweifelsfall: Rührei 😉
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Da kommt mir wieder der Witz von den zwei Polizisten in den Sinn, die an der Dufour-Strasse ein falsch parkiertes Auto antrafen und einen Busszettel ausstellen wollten.
„Du, wie schreibt man Düfuur-Strasse?“
„Düfuur? Hm, weiss auch nicht.“
„Dann lass uns das Fahrzeug an die Höschgasse schieben.“
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