Die Bedienung im Café schien leicht gestresst. Offenbar waren gerade zwei Gäste auf einmal angekommen. Ich fragte mich, wie es hier wohl zu und her gehen würde, wenn an einem schönen Sonntag ein proppenvolles Postauto in Amden ankommen und alle Fahrgäste nur ein Ziel verfolgen würden:
Davon waren wir weit entfernt. Wir konnten innert nützlicher Frist bestellen und schon bald manövrierte sich die Kellnerin mit einem Tablett voller Getränke zu unserem Tisch. Mein innig geliebter Mitbewohner erhielt seine innig geliebte heisse Schokolade, unsere beiden Begleiter je einen Kaffee und ich das, was die Kellnerin ebenfalls für eine Tasse Kaffee hielt. Professionell arrangiert auf dem Tellerchen waren ein Kaffeelöffel, ein Zuckerbeutelchen, eine Portion Rahm und sogar ein Stückchen Blechkuchen. Nur das Wichtigste fehlte.
Die Kellnerin entschwand bereits zum Nachbartisch, wo sie zwei weitere Tassen des dampfenden Gebräus servieren würde. Mir hingegen hatte sie nur die Untertasse samt dem erwähnten Beigemüse hingestellt. Mein “Dürfte ich vielleicht hierzu noch eine Tasse Kaffee haben?” ging beinahe im lauten Gelächter eines Gasts hinter meinem Rücken unter. Auch an unserem Tisch brach schallendes Gelächter aus.
Die Kellnerin schaute kurz auf, verdrehte die Augen und begab sich zurück zum Buffet. Kurz danach brachte sie mir in einer Extrafahrt eine Tasse Kaffee und entschuldigte sich für den Lapsus. An unserem Tisch gluckste es immer noch.
Diese Anekdote wird in die Kategorie “ist mir noch nie passiert” eingehen. Selten hat ein Kaffee für so viel Erheiterung gesorgt. Und so wenig Koffein gehabt.
Na immerhin hat sie sich entschuldigt :))))
Ich hatte kürzlich das (teilweise) entgegengesetzte: Ich ging Samstag nachmittag einkaufen, und der Bäcker nebendran zog mich an. Die Verkäuferin hatte echt zu tun. Es dauerte auch 10 Min. bis ich drankam. Ich bestellte, und setzte mich an einen Tisch, verbunden mit dem Hinweis, sie könne sich echt Zeit lassen, weil ich selbige an dem Tag im Überfluss hatte.
Und die Schlange an ihrer Theke riss auch nicht ab. 20 Min. später hatte sie dann endlich auch mal Luft für sich. Ich fragte sie dann, als sie mir mit Entschuldigung meine Bestellung brachte, wie lange das schon so ginge. Sie meinte, ca. 2 Std.
Ich machte ihr ein Kompliment, dass sie das offenbar alles sehr gut bewältigt, und man ihr den Stress fast gar nicht anmerkt.
Sie freute sich darüber.
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Unsere hektischen Zeiten haben einige besonders stressresistente Zeitgenossen hervorgebracht. Und als Gegenpol wohl auch solche, die dem nicht gewachsen sind. Ich bewundere Leute wie die von dir beschriebene Bedienung auch.
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Och, ich hatte auch schon Tee ohne Beutel serviert und eine liebe Freundin hat das Windlicht gegossen, statt das Wasserglas zu füllen. Da gäbs noch viel… es menschelet…
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Aha, du arbeitest im Service. Schappo, da hast du meine grösste Bewunderung.
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Nein, nicht mehr. Aber 20 Jahre Gastronomie im Gepäck. Aber danke für deine Bewunderung. Ich wundere mich heute noch manchmal, wie ich das so lange mit Freude machen konnte.
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Gestern hat mir auch eine Kellnerin eine Gerstensuppe gebracht und gesagt:
War es recht, hat es geschmeckt?
Auch hier gabs ein Schmunzeln, sie hat den Lapsus gleich selber gemerkt.
Gruess vom Werner und Timi
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Die Kellnerin war offenbar ihrer Zeit weit voraus. 😉
Grüessli
Bea
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Ich habe grad wieder grosse Tränen gelacht als ich diesen Artikel las. Diesen „Kaffee-Aufenthalt“ werde ich noch lange in Erinnerung behalten.
En Gruess Rosmarie und Bruno
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Hoi zäme
Ohne euch wäre es wahrscheinlich nur halb so lustig gewesen, da hätte Rosemaries herrliches Lachen gefehlt.
Ich freue mich, in euch Beiden zwei neue, treue Leser gefunden zu haben.
Grüessli
Bea
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