Öfters schon hatte ich von solchen Begebenheiten gehört. Stets hatte ich mich darüber amüsiert. Und alles mit einem abschätzigen Winken abgetan. Nein, mir könnte so etwas nicht passieren. Und es ist mir auch bis heute nicht passiert. Aber ich bin Augenzeugin eines solchen Spektakels geworden. Was mich wiederum bestärkt hat in der Meinung, dass mir das nie passieren wird. Oder zumindest nie passieren sollte.
Im Mittelpunkt des heutigen Beitrags steht einmal mehr Herr F. Dieser behauptete bis vor kurzem stets mit Nachdruck, ihm könne so etwas nie passieren. Das hätten wir ihm ja auch alle gewünscht. Das Schicksal jedoch hatte sich für ihn etwas anderes ausgedacht. Und so musste Herr F. am jüngsten Wandertag nach Verkündigung seines Missgeschicks nicht mehr länger für den Spott sorgen. Das besorgten seine drei Mitwanderer gerne und ausgiebig. Allen voran mein innig geliebter Mitbewohner, aber auch Frau F. und meine Wenigkeit.
Er hätte es ja vielleicht noch eine Weile vor uns verborgen halten können. Aber sein schleppender Gang hätte ihn früher oder später verraten. Und so entschied sich Herr F. für die Flucht nach vorne. “Das glaub ich ja nöd, mir löst sich d’Sohle ab.” So oder ähnlich tönte es nach weniger als einer Stunde Wanderzeit vom Schlusslicht unseres Wandergrüppchens. Unsere ungeteilte Aufmerksamkeit war ihm und seinem rechten Wanderschuh mit dieser Bemerkung gewiss.
Sofort ging die grosse Fragerei los. Ob er daheim noch nichts davon gemerkt hätte. Wie alt die Schuhe seien. Ob er bereits die Nässe spüre zwischen den Zehen. Ob er das extra gemacht habe. Ob er überhaupt noch weitergehen könne. Tapfer und mit viel Galgenhumor beantwortete Herr F. unsere nicht immer ernst gemeinten Fragen und schliesslich entfuhr es ihm mit einem lauten Seufzer “Und ich habe die Schuhe daheim noch sauber geputzt. Wenn ich das gewusst hätte…”
Der Hüttenwart der Spitzmeilen-Hütte funktionierte als ah-hoc-Schuhmacher und drehte dem armen Herrn F. drei beängstigend grosse Schrauben rein. Also genauer gesagt Herrn F.’s Wanderschuhen. Derart versorgt und mit vielen guten und noch mehr gut gemeinten Ratschlägen unsererseits eingedeckt, machte sich Herr F. auf den Rückweg.
An dieser Stelle können wir die Geschichte etwas abkürzen. Die drei Schrauben erfüllten ihren Zweck. Herr F. schaffte es ohne Probleme und mit sämtlichen Sohlen bis zurück zum Auto. In einer nüchternen Zeremonie verabschiedete er sich für immer von seinen Wanderschuhen und schmiss sie in den nächstbesten Abfalleimer. Als einziges Souvenir nahm er die Schuhbändel mit nach Hause.
Der Mitbewohner und ich empfehlen Herrn F, fortan statt “Das Wandern ist des Müllers Lust” das Lied “O Sohle mio” anzustimmen. Und ein Paar neue Wanderschuhe wäre wohl auch nicht schlecht.
Oooooooooooooohhh, der arme Herr F. hatte nicht nur Pech mit seinen Wanderschuhen, sondern musste auch noch euren Spot ertragen.
Der Hüttenwirt sehr praktisch veranlagt, hat die Schuhsohle festgenagelt. Wunderbare Idee.
Übrigens, die Fotos sind auch gut gelungen und für Herrn F. eine kleine Erinnerung an seine alten, frisch geputzen Schuhe.
Grüezi menzeline
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Du musst mit Herrn F. nicht allzu viel Mitleid haben – er kann auch ganz gut austeilen, wenn’s nötig ist. 😉
Du bringst mich auf eine Idee. Vielleicht sollte ich meine „gelungenen“ Fotos rahmen lassen, damit Herr F. seinen verflossenen Schuh aufhängen kann. 😆
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Ja, oder du machst aus dem Foto eine schöne Geburtstagskarte für Herrn F.
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Dieser Blog ist köstlich. Wir haben uns sehr amüsiert. Zum Glück hat Herr F. Galgenhumor, so dass er den Spötteleien mit Gegenargumenten Paroli bieten konnte. O Sohle mio!!! freut sich Herr F. mit neuen Wanderschuhen auf die nächste Wanderung.
En Gruess
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Es gehen ja Gerüchte um, dass Herr F. noch mehr Wanderschuhe im Schrank haben soll. Wie’s wohl denen geht…?
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Nun, sowas ist mir zwar noch nie passiert. Aber die Möglichkeit ausschliessen kann ich auch nicht. Hoffentlich ist in dem Fall dann grad ein Bahnhof in der Nähe 🙂
Gruss vom Werner
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Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es einem Vielwanderer wie dir passieren kann. Ich denke, dass davon eher Leute betroffen sind, die ihre Wanderschuhe schonen. Deine Schuhe dagegen sind abgelatscht bevor sie sich auflösen können.
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Ich liebe Geschichten die Jahre später mit den Eingangsworten „Weißt du noch…?“ Erzählt werden😎
Toll geschrieben!
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Diese Geschichte werden wir zusammen mit Herrn F. garantiert noch sehr oft aufwärmen. 😉
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Erst meinte ich ja,
liebe Frau Flohnmobil,
mit Herrn F. sei Herr Flohnmobil gemeint 😉
Und ja, Schuhe, v.a. Wanderschuhe sollte man nicht zu lange ‚aus’tragen…
Hauptsache, die Sohlen hielten – und Herr F. hatte Humor 🙂
Herzlichen Gruss ins Wochenende (zu Fuss?)
Hausfrau Hanna
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Keine Bange, Hausfrau Hanna, Herr Flohnmobil hat sich unlängst ein Paar neue Wanderschuhe angeschafft. Er wird nicht durch die Gegend schlarpen müssen. Auch morgen nicht.
Grüessli
Bea
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🙂 . Wir hatten so einen Fall auf einem Wander-Betriebsausflug, wo die Kollegin mit Anfang 30 die Turnschuhe vom Schulturnen angezogen hatte. Sagen wir mal, die waren vor Erfindung der Weichmacher gefertigt worden und dementsprechend hat es sie zerbröselt 😉 . Mir sind aber auch mal die Nähte der Springerstiefel wegen zuviel Pflege durchgefault – seitdem putze ich keine Stiefel mehr und sie halten aus Trotz länger
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Zu viel Pflege????
Unvorstellbar!!!
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