Mein innig geliebter Mitbewohner und ich wollten einen Ausflug unternehmen. Mit Bus, Zug und Schiff. Dazu braucht es ein gültiges Billett. Und dieses gedachten wir am Bahnschalter zu lösen.
Zu diesem Zwecke begaben wir uns ins Nachbardorf, an einen der wenigen Bahnstationen der Umgebung, wo der Schalter noch bedient ist. “Grüezi, ich hätte gerne gewusst, was ein Billet von Pfupfikon nach C via A, B, mit dem Schiff nach E und via F zurück nach Pfupfikon kostet.” Das weibliche Wesen hinter der Glasscheibe hatte, nachdem es begriffen hatte, dass wir keine 08-15-Strecke befahren wollten, auf einem Blatt Papier mitgeschrieben. Es begann zu repetieren. Und nachzufragen. “Sie wollen in B aussteigen?” – “Nein, erst in C.” – “Ab D dann mit dem Schiff?” “Und ab E via F zurück nach Pfupfikon?”
Die Frage-und-Antwort-Ping-Pong dauerte eine Weile, dann war unser Reiseweg beim Computer angelangt. Dieser jedoch gab sich noch nicht zufrieden. “Wollen Sie in Vorderpfupfikon, Pfupfikon City oder Hinterpfupfikon einsteigen?” Für den Preis spielte das, so war ich überzeugt, keine Rolle, aber der Computer musste dennoch die Strecke berechnen. Und das tat er dann auch. Mit helvetischer Gründlichkeit und einem Weg, von dem man nicht mehr abweichen konnte, kostete das Ticket einen seltsam rund anmutenden Betrag.
Der Mitbewohner und ich schauten uns leicht ungläubig an und entschlossen uns dann, anstelle des komplizierten Billets eine Tageskarten einzusetzen, die wir in einem äusserst schlanken Prozedere sogleich am Schalter lösten. “Das hättest du auch einfacher haben können”, tadelte er mich. Hätte ich nicht! Denn zuerst musste ich schliesslich wissen, wieviel das Ticket kostet, um zu wissen, was billiger zu stehen kommt. Immerhin hatte das Blondinchen hinter dem Schalter für einmal keinen Anlass, die sonst übliche hätten-Sie-auch-am-Automaten-lösen-können-Leier zum Besten zu geben. Und eine Nachhilfe Lektion in Schweizer Geografie hat es erst noch gratis erhalten.
Sofern der Mitbewohner und ich unser Programm erfolgreich abspulen und nicht unterwegs Schiffbruch erleiden, dürfte an dieser Stelle bald etwas über unseren Ausflug zu lesen sein.
😀Toll!Pfupfikon…
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Also genau genommen wohnen wir eher in Unterpfupfikon. 😉
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Es muss ist wichtig, dass es regelmäßig Kunden wie Dich gibt, die das Wesen hinter dem Schalter auch mal beschäftigen, sonst wird auch dieser Bahnhof bald geschlossen, und das Wesen hat keine Arbeit mehr.
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Der Ansicht bin ich genau auch.
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Hab den Beitrag im Zug gelesen und bereits der Titel erinnerte mich daran, dass ich vergessen hatte, meine Mehrfahrtenkarte zu entwerten.
Geht euer Ausflug denn zum eingefügten Foto?
Lg Stefan
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Nein, in die entgegengesetzte Richtung.
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In Bergün wollte ich am Automaten einen Klassenwechsel lösen von Bergün nach Poschiavo. Ich habs nicht geschafft. Immerhin hat das freundliche Fräulein am Schalter mir das benötigte Billett dann ausstellen können. Und sie bestätigte mir, dass mein Wunsch an jenem Automaten nicht funktionieren würde!
Gut, wenn wir das Personal am Schalter beschäftigen können. Sonst haben wir irgendwann nur noch Automaten, die nicht perfekt sind.
Gruss vom Werner
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Ich werde lieber von einem unperfekten Menschen bedient als von einem perfekten Automaten. Zumindest wenn’s ums Billett lösen geht.
Grüessli
Bea
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