“Buon Giorno.” Ich blicke von meiner Arbeit auf, sehe die alte Frau auf dem Balkon stehen und sage ebenfalls: “Buon Giorno.” “Was machen Sie?” fragt mich die Frau nun auf Deutsch, mit deutlichem Akzent. Ja, was mache ich eigentlich? Das habe ich mich in den vergangenen Stunden oftmals gefragt. Da ich nicht weiss, wie gut die Frau Deutsch spricht, lange ich in den Kübel, der seit den Morgenstunden mein Begleiter ist und halte ein Kraut in die Höhe. “Ausreissen.”
Ich weiss nicht, ob die Frau das versteht. Weder in Worten, noch wie man es sich antun konnte, stundenlang mit einem Stechgerät diese Sisyphus-Arbeit zu verrichten. Mal auf den Knien im Gras, mal mit gebeugtem Rücken, mal seitwärts, dann wieder sitzend, mal ganz in der Nähe, mal total ausgestreckt. Mit wenig System und doch zielführend.
Eineinhalb Tage lang war ich damit beschäftigt, diesem Kraut mit dem harmlos klingenden Namen “einjähriges Berufskraut” habhaft zu werden. Die ganze Wiese war übersät davon. Früher hiess es noch, dieser Neophyt liesse sich durch regelmässiges Mähen vor der Blüte in Schach halten. Tatsache ist aber, dass er so lediglich ganz tief liegende Verzweigungen ausbildet und aus einer Pflanze mindestens deren zwei werden. Und ausserdem wird das lästige Gestrüpp so mehrjährig!
Die einzig wahre Gegenmassnahme, wenn man nicht gleich den ganzen Rasen neu machen will, ist jäten. Das Kraut muss mitsamt der Wurzel ausgerissen werden. Und das habe ich wie erwähnt eineinhalb Tage lang getan. Mein Rücken schmerzt. An meinen Beinen und Armen spüre ich Muskeln, von denen ich nicht wusste, dass es sie gibt, meine Hände tun selbst jetzt beim Schreiben weh. Nach diesen ungewohnten Strapazen erscheint mir die bevorstehende Mehrtageswanderung als regelrechter Kindergeburtstag.
Oh jeh, so etwas ist übel. Ich könnte das nur auf dem Boden kniend machen und nur in kleinen Zeiteinheiten.
Da wird die mehrtägige Wanderung der Frau Flohmobil mit Sicherheit den Rücken entspannen und gut tun!
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Ich war auch die meiste Zeit auf den Knien – immer das Füdli in die Höh, wie eine Ente auf Tauchgang. 😉
In der Zwischenzeit ist alles überstanden. Das Jäten und die Wanderung. Nur das Berufskraut wird weiter spriessen, aber nun kann ich es einigermassen in Schach halten.
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Ganz ähnliche Erlebnisse hatte ich hier im Garten mit dem japanischen Knöterich, der grossflächig alles überwucherte. Deine geplante Wanderung wird dich bald wieder auf andere Gedanken bringen, viel Vergnügen wünsche ich!
Gruss vom Werner und Timi
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Dieses Berufskraut war mir bis vor kurzem kaum ein Begriff, heute erkenne ich es schon, wenn es winzig klein ist. Und ich werde mich weiterhin damit befassen können, denn ich kann unmöglich alle erwischt haben.
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Ja, und bei mir war es die Hirse. Eineinhalb Jahre lang habe ich wie wild gezupft, Spritzen kam für mich nicht in Frage… heuer habe ich nur vereinzelt welche entdeckt, nicht der Rede wert.
Viel Ruhe und Kraft beim Wandern!
LG Michael
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Im Grunde genommen ein Kampf gegen Windmühlen, die Natur wird immer siegen, wenn man sie nur mechanisch bekämpft und der Neophyt sich in der Nachbarschaft ungehindert ausbreiten kann. Aber zumindest kann das Berufskraut nun einigermassen in Schach gehalten werden.
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Jep, diese Pflanze gibt es bei uns in Massen. Da sie aber hier heimisch sind, dürfen sie bleiben. Von meinem Blumengarten und dem Rasen halten sie sich jedenfalls bis jetzt fern.
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Ich sehe überall nur noch dieses Berufskraut! An Bahnbördern, auf unbebauten Grundstücken, in Gärten. In unseren Garten hat es alles überragt. Ich bin gespannt, was in Zukunft dort wachsen wird, wenn wieder etwas mehr Platz ist.
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