Bilde ich mir das nur ein, oder ist es tatsächlich so, dass in Wohnmobilen und Wohnwagen-Gespannen vorwiegend die Männer am Steuer sitzen? Die Dame des mobilen Hauses thront vom Beifahrersitz.
Das war bei uns auch nicht anders. Zwar sass ich auch ab und zu am Steuer unseres Wohnmobils, aber so richtig wohl fühlte ich mich dabei nicht. Und das nicht nur, weil ich wusste, dass mein innig geliebter Mitreisender derweil auf dem Beifahrersitz kein entspanntes Dasein fristen und die Reize der Landschaft geniessen konnte. Mir fehlte es an Routine. Vielleicht hätte ich nicht immer nur auf „harmlosen“ Strecken fahren sollen. Aber wie kann man jemals lernen, rückwärts einzuparken, wenn man lieber ein paar Meter weiter zu Fuss geht und sich dafür einen „Anfänger- Parkplatz“ ergattert? Ich gebe kleinmütig zu: Ich fühlte und fühle mich auf dem Beifahrersitz besser aufgehoben. Trotz Navi hatte ich die Karte stets griffbereit aufgefaltet. Las vielleicht gemütlich nochmals einige Zeilen im Führer nach, während ich mich vom Mitreisenden unserem nächsten Ziel entgegenschaukeln liess. Trotzdem hatte ich mir über die Jahre so viel Fahrpraxis angeeignet, dass ich nötigenfalls das Steuer hätte übernehmen können. Aber eigentlich eben lieber nicht.
Autofahren ist das A und O am Hobby „Wohnmobil“. Je mehr Routine man sich angeeignet hat, desto besser. Denn selbst mit dem versiertesten Fahrer am Steuer: Mit dem Wohnmobil ist man so etwas wie ein von weitem sichtbares Verkehrshindernis, egal ob der Verkehr von vorne oder hinten auf einem zurollt. Auch wenn man die signalisierte Höchstgeschwindigkeit nicht unterschreitet, fühlt sich doch so mancher Automobilist berufen, ein solches Gefährt zu überholen. Nervig, wenn man im Rückspiegel beobachten muss, wie die Verfolger für ihr Überholmanöver regelrecht die Pneus aufwärmen.
Mir kann keiner weismachen, dass er sich auf Anhieb am Steuer eines Wohnmobils wohl gefühlt hat. Dass er sich nicht zuerst mit den Dimensionen und dem so ganz anderen Fahrverhalten des Fahrzeugs vertraut machen musste. Wer im Alltag nur mit der Familienkutsche fährt, ist schlicht und einfach nicht gewohnt, mit einem derart behäbigen Fahrzeug durch die Gegend zu kurven. Und trotzdem darf Jeder, der die Fahrprüfung bestanden hat, noch gleichentags ans Steuer eines Wohnmobils. Fahrten auf Hauptstrassen und Autobahnen mögen noch vermeintlich einfach sein. Kritisch wird es erst, wenn Wendemanöver eingeleitet werden müssen, wenn die Gassen im südfranzösischen Dörfchen schon ohne die parkierten Autos schmal genug sind, oder wenn es ans Rückwärtsfahren geht. Und solche Situationen ereignen sich immer wieder, vor allem, wenn man auf unbekannten Pfaden unterwegs ist.
Es muss nicht eine steile, enge Bergstrasse sein, schon auf dem Campingplatz kann man sein Können unter Beweis stellen. Ich vermochte mich jeweils einer gewissen Schadensfreude nicht erwehren, wenn ich genüsslich vom Lehnstuhl aus ein kompliziertes Fahrmanöver mitverfolgen konnte. Beispielsweise, bis der Wohnwagen endlich am gewünschten Ort stand. Von gewissem Unterhaltungswert war auch so manche Übung mit den Auffahrkeilen. Wer möchte schon mit den Füssen nach oben schlafen, nur weil die Kupplung gerochen hat oder man nicht weiss, welche der vier Räder unterlegt werden müssen?
Ganz besonders amüsant sind Rückwärtsfahrmanöver, wenn die Beifahrerin – mitunter auch der Beifahrer – vom Bock steigen muss, um Unterstützung zu bieten. Sehr beliebt sind ausufernde Gesten in alle Richtungen, gerade so, als ob ein Orchester dirigiert würde. Selbst das korrekteste Handzeichen ist indes nutzlos, wenn die Person sich hinter dem Wohnmobil versteckt. Mehr als einmal wurden wir Zeugen, wie als Notstopp nur noch ein heftiges Klopfen ans Auto blieb – bevor der Baum krummgedrückt wurde.
Ein Auto zu lenken, muss man lernen. Mit dem Wohnmobil sicher unterwegs sein, braucht nebst Fahrpraxis eine gehörige Portion Vernunft, manchmal einen siebten Sinn. Dagegen gehört es eher in die Schublade „Geschmackssacke“, dem Fahrer verständliche Handzeichen zu machen. Entsprechende Kurse kann man meines Wissens bis heute nicht besuchen.