Als gebürtiger Südfranzose war es mir vergönnt, beinahe vier Wochen lang in herrlicher Umgebung gehegt und gepflegt zu werden. Meine Ersatzmutter las mir jeden Wunsch von den Lippen ab. Sie pflanzte mich in einen schönen Topf, rannte mit mir im Garten herum auf der Suche nach dem sonnigsten Platz, nahm mich in den ersten Nächten unters Dach, machte mir regelmässig meine zarten Füsschen nass.
Doch nun droht eine drastische Wende und ich habe allen Grund anzunehmen, dass ich den Zenit meines geschmackvollen Lebens bereits überschritten habe. Ihr glaubt es nicht? Leider ja. Ich werde nun nämlich in ein Auto verfrachtet und hunderte Kilometer nordwärts erst wieder das Tageslicht erblicken. Und was mich dort erwartet, ist eines so stolzen Südfranzosen ziemlich unwürdig.
Hier war es nämlich in den vergangenen vier Wochen gerade mal einen halben Tag lang etwas feucht und insgesamt blies drei Tage der Mistral, der mich beinahe ausgetopft hätte. Währenddessen begannen die Leute dort, wo ich hin muss, bereits die Arche Noah zu bauen.
Was für düstere Prognosen! Aber ich hab noch etwas Verstärkung mitgebracht. Aber – pssst! – nicht weitersagen, das soll eine Überraschung werden. Geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid.
Na, seht ihr einen Unterschied zu damals?