…. oder: Wie sich ein Problem in Luft auflösen kann
Die folgende Begebenheit ereignete sich an einem euphorischen Frühlings-Tag. Mein innig geliebter Mitbewohner und ich motteten unser Wohnmobil aus. Dazu gehörte, nachdem das Womi von seinem Wintermäntelchen befreit war und wieder auf den eigenen vier Rädern stand, eine kurze Probefahrt und eine Funktionskontrolle, ob alle Apparaturen den Winter schadlos überstanden hatten.
Zu diesen Apparaturen gehörte unter anderem die Heizung. Also Gashahn auf, zuerst kurz einen der Gasbrenner anzünden, zum feststellen, ob auch wirklich Gas kommt, dann zwei Schritte weiter hinten im Womi den Knopf der Heizung drücken. Auf Anhieb sprang sie nicht an. Kann ja mal sein, nach so langer Zeit. Also nachmals drücken. Da ging immer noch nichts. Ein Ticken verriet, dass die Elektronik Strom erhielt, also nochmals den Startknopf drücken.
W u f f  |
Au weia! So war das nicht vorgesehen. Hatte es uns gleich die ganze Heizung verheizt (ach daher der Begriff…)? Wir machten einen vorsichtigen Gang ums Womi um den Schaden zu begutachten.
Blenden wir zwecks Aufrollen der Geschichte einige Monate zurück. Da standen wir in einem Camping-Zubehör-Shop und erzählten von unserem genialen Einstellplatz auf einem ausgedienten Bauernhof. Das Womi stand in einem ehemaligen Geräteschuppen, vor Witterungseinflüssen geschützt, auf einem Betonboden, die Batterien durften den ganzen Winter über am Strom nuckeln. Ein gemütliches Winterquartier für so ein Gefährt.
„Dort hat es doch bestimmt Spinnen?“ erkundigte sich der aufmerksame Verkäufer, „wissen Sie, wir hatten schon Kunden, bei denen haben sich Spinnen in der Heizung eingenistet und den Kamin verstopft.“ Mit flinken Schritten verschwand er hinter dem nächsten Gestell und kam mit einem Kunststoff-Deckel zurück. „Wenn Sie diesen Deckel auf den Wandkamin aufsetzen, haben Sie Ruhe.“ Das leuchtete dem Mitbewohner ein und in solchen Dingen hat er schliesslich das Sagen. Wir erstanden folglich diese Abdeckung und vermutlich noch einiges mehr und fuhren von dannen.
Als wir Monate später nach dem lauten Knall mit vorsichtig-kritischem Blick ums Womi herum gingen, war von dem Deckel, den wir zum Schutz vor Spinnen aufgesetzt hatten, nichts mehr zu sehen. Er hatte sich in kleinste Stücke verabschiedet. Und mit ihm das Aussenteil des Heizkamins. Mit betretener Miene schauten der Mitbewohner und ich uns an. An diesen verdammten Deckel hatten wir nicht mehr gedacht! Die bange Frage, die nun im Raum stand: Funktionierte die Heizung noch oder hatten wir ihr auch grad den Garaus gemacht?
Von diesem Deckel befreit lief die Heizung zumindest auf Anhieb an. Aber würde sie ihren Dienst tatsächlich ohne Murren verrichten? Sie tat es. Und nachdem wir das Kunststoffteil am Wandkamin für wenige Franken wieder ersetzt hatten, waren wir uns schnell einig, dass wir im nächsten Frühling lieber ein paar Spinnen verheizen würden als eine neue Kaminabdeckung. So stellen sich einem immer wieder Probleme in den Weg, die sich schliesslich einfach in Luft auf lösen.
