Die Szene, die ich bald schildern werde, spielte sich heute im Fitness-Club ab, wo mein innig geliebter Mitbewohner und ich mehrmals die Woche hingehen. Sie hätte sich aber auch gestern abspielen können. Oder an einem anderen Ort. Nur wäre ich dann nicht dabei gewesen und hätte folglich nicht darüber schreiben können. Denn, all meiner blühenden Fantasie zum Trotz, so etwas hätte ich mir nie ausdenken können.
Ich war gerade im Begriff, die Garderobe zu entern, als die Türe des Kinderhorts aufging. Ein Papa hatte die Türe aufgestossen und ein Knirps, vielleicht dreijährig, kam zwischen seinen Beinen hindurch in den Korridor geschossen. Im Kinderhort musste, dem Lärmpegel nach zu schliessen, eine gehörige Ansammlung weiterer Knirpse sein.
“Willst du noch ein Gummibärchen?” schrie der Papa seinem Buben hinterher. Der Dreikäsehoch hielt inne, gab ein lapidares “Okay” von sich und strebte nach einer 180°-Drehung der Gummibärchen-Ausgabe entgegen.
Vor mir türmten sich keine kleinen Kinder, auch keine Gummibärchen auf, sondern ein paar Fragen.
- Habe ich grammatikalisch und stilistisch etwas verpasst?
- Antwortet man neuerdings nur noch OKAY, wenn man gefragt wird, ob man etwas möchte?
- Sind sowohl Vater wie Sohn derart arrogant und abgehoben, dass ihre Umwelt sich mit einem OKAY als Antwort zu begnügen hat?
- Muss hier der Anglizismus als Sündenbock hinhalten?
- Wurde bei der Erziehung ein Modul übersprungen?
- Sehe ich das zu eng?
