… dafür in Kürze auf meinem Speiseplan.
Am Tag eins nach der Schonfrist hat sich das früh Aufstehen mehr als gelohnt.
“Wenn es schon keine essbaren Pilze im Wald hat, Bea, könntest du ja wieder mal ein paar Pilz-Fötteli verbloggen.” Ich sprach es laut aus, griff zur Kamera und begann, das Wenige, das da wuchs, zu fotografieren.
Dann stellte sich mir doch noch ein essbarer Pilz in den Weg.
Und in der Folge hob ich ein ganzes Nest an Flockenstieligen Hexenröhrlingen aus.
“Dein Nachtessen ist mehr als gesichert”, ermunterte ich mich, als ich die ersten 750 Gramm Pilze dieser Saison aus dem Wald trug.
Man mische:
10 g getrocknete Steinpilze, im Cutter zu Pulver gemahlen
40 g weiche Butter
zwei Prisen Salz
Diese Mischung streiche man auf vier Scheiben getoastetes Brot und schneide dieses in mundgerechte Häppchen.
Fertig!
So schnell gemacht und so fein, dass es gegessen war, bevor die Idee für ein Bild heranwuchs.
Deshalb hier das Bild eines engelhaften Pilz-Wesens, das dereinst den Weg vom Wald in meine Küche fand.
Der Anblick eines Speisepilzes im Wald freut mich grundsätzlich. Immer. Es hat Jahre gegeben, da wäre ich schon ab einem einzelnen Maronenröhrling entzückt gewesen.
Dieses Jahr ist es etwas anders. 2017 ist endlich mal wieder ein richtig gutes Pilzjahr. Deshalb ist es nicht mehr als recht, dass die Pilze gleich im Trio daherkommen. Oder….?
Nein, ganz ehrlich, so ein Maronenröhrlings-Trio hat trotz aller Pilzschwemme Seltenheitswert und mich über alle Massen entzückt. Dennoch sind auch diese Drillinge unweigerlich in der Pfanne gelandet.
Sehr lang hielt ich es daheim nicht aus. Gestern um 20.00 erst aus Frankreich heim gekommen, war ich 13 Stunden später schon wieder unterwegs. Gut, es hätte viele Gründe gegeben, die dagegen gesprochen hätten.
Ausschlafen. Nicht nötig, kam ich doch erst gerade aus den Ferien zurück. Ausgeschlafener als ich kann man gar nicht sein.
Neues Handy besorgen. Nur nichts überstürzen, Frau Flohnmobil! Wie hat es Ihnen doch Ihr Mann beigebracht: Zuerst überlegen, dann handeln.
Wäsche waschen. Dreckiger wird sie wohl kaum mehr, also kann sie auch noch ein paar Stunden länger warten.
Ordnung ins Büro-Puff bringen. Kann sogar noch besser warten als die dreckige Wäsche.
Krafttraining. Die erschlafften Muskeln lassen sich später am Tag gewiss mindestens so gut stählen.
Einkaufen. Die Läden haben noch bis 18.00 Uhr offen.
Mich zurückmelden. Da wir einen Tag früher als geplant heim gefahren sind, würde ich noch einige Stunden inkognito anwesend sein.
Genügend Ausreden also, um mich meiner herbstlichen Passion zu widmen. Und es sollte sich lohnen. Die Steinpilze scheinen gerade so Anlauf zu nehmen für einen neuen Schub. Mein Nachtessen war gesichert (und das der Nachbarn auch), mein Gwunder gestillt. Ich bin sehr zuversichtlich, was die Pilzernte der kommenden Tage betrifft.
Es hätte ein normaler Sonntag werden können. Wovon ich erst noch herausfinden muss, was bei mir an einem Sonntag “normal” überhaupt bedeutet. Jedenfalls machte mich auf zu einem Spaziergang in den Wald. Die Absicht dahinter lässt meine Ausrüstung erahnen: Stoffsäckli und Sackmesser.
Es sollte nicht lange dauern, da erblickte ich eine Stinkmorchel. Diese Dinger wirken mitten im Wald immer wie Penisse. Haben auch eine ähnliche Grösse. Wenn nur die Fliegen nicht wären…
Die Legende besagt: Wo es Stinkmorcheln hat, können auch die von dir gesuchten Pilze nicht weit entfernt sein. Und tatsächlich sollte es nicht lange dauern, bis ich die ersten Steinpilze einsacken konnte. Nicht mehr ganz alle waren taufrisch, weshalb ich mitunter eine derartige Sauerei im Wald zurücklassen musste. Da hatte es teilweise schon zu viele Untermieter an den gesuchten Pilzen. Die Natur wird innert weniger Tage dafür sorgen, dass auf diesem Fleck wieder Ordnung herrscht.
Die grösste Überraschung des Tages erwartete mich an einem Waldrand. Das waren doch nicht etwa? Doch! Ich konnte mein Glück kaum fassen. Schweinsöhrchen fand ich seit Jahren nicht mehr. Und schon gar nicht bei uns im Wald. Einer der besten Pilze überhaupt. Sorgsam schnitt ich sie knapp oberhalb des Waldbodens ab und entfernte die eingewachsenen Nadeln und Ästchen. Auf einem einzigen Quadratmeter konnte ich mehr als ein halbes Kilo Schweinsöhrchen ernten, die Kleinsten liess ich stehen. Mein Sonntag – er war gerettet! Und beschäftigt war ich mit dem Pilze putzen daheim dann für eine ganze Weile.
Aber es ist immerhin ein guter Anfang.
Und ausserdem ist er der perfekte Begleiter zu Eierschwämmli im Risotto.
Beziehungsweise er war es.
Bis vor kurzem musste man seine Pilzgründe im Wald vorwiegend gegen seinesgleichen verteidigen. Bedingt durch die Konkurrenz galt es stets, die trächtigen Pilzplätzchen vor dem vermeintlichen Feind abzuklappern. Was natürlich nicht immer gelang.
In Zeiten der Migration hat sich das geändert. Die entlegenen, friedlichen Pilzplätzchen, an denen das Moos so üppig grün wuchs, sehen plötzlich so aus:
Mehrere Zentimeter tief umgepflügt. Keine Tannnadel mehr auf der anderen. Zerstört! Hier müssen Frevler am Werk gewesen sein.
Seit es in unserer Region Wildschweine gibt, ist es noch schwieriger geworden, edle Pilze zu finden. Es sieht so aus, dass nicht nur die Sammler, sondern auch die Schwarzkittel besonders scharf auf Steinpilze sind. Dabei hätte es momentan weiss Gott genügend andere Pilze im Wald, an denen sich die Viecher satt fressen könnten.