Wir haben uns lange nach dem Grundsatz “leben und leben lassen” verhalten, meine Schwiegermutter und ich. Aber irgendwann ging es einfach nicht mehr. Ich musste eingreifen, konnte nicht mehr länger tatenlos zusehen, wie sie ins Verderben rannte. Von “rennen” konnte in ihrem Zustand zwar nicht direkt die Rede sein, vielmehr war es eine schleichende Verwandlung, die sie zusehends aus dem Gleichgewicht zu bringen drohte.
Also schritt ich wohl oder übel ein. Denn eine Schwiegermutter, die kopfüber stürzt ist noch schwerer zu ertragen, als eine Schwiegermutter, die sich mit aller Gewalt gegen Veränderungen wehrt.
Sie hat es – ganz im Gegenteil zu dem, was man sich unter dem Verhalten von Schwiegermüttern gemeinhin vorstellt – mit stoischer Ruhe ertragen. Natürlich hat sie sich etwas zur Wehr gesetzt, hat ihren ganzen kratzbürstigen Charme spielen lassen. Aber wir sind überein gekommen, dass es für sie das Beste war. Früher oder später wird auch sie zu dieser Einsicht gelangen. Bis es soweit ist, wird sie noch etwas schmollen in ihrem neuen Quartier.

Nun überwacht sie die Kakteen-Familie aus einem neuen, grösseren Topf. Durchaus zu ihrem Vorteil, finde ich.

Echinocactus grusonii (im Volksmund Schwiegermuttersessel genannt)