Bei der Wahl eines Übernachtungsplatzes ist es nicht das Gleiche, ob man vierzehn Tage Ferien oder mehr oder weniger unbeschränkt Zeit für eine Reise hat. Früher konnte ich es mir auch nie vorstellen, dass ich einmal auf einem hundskommunen Parkplatz übernachten würde. Zu Zeiten, als wir noch mit unseren spärlichen paar Wochen Ferien auskommen mussten, übernachteten wir mit dem Campingbus entweder auf einem Campingplatz oder – viel lieber – an einem idyllischen Ort in der freien Natur.
Das Blatt wendete sich, als wir mit unserem Campervan durch Nordamerika kurvten. Zeitlos, ohne gültiges Flugticket zurück in die Heimat, frei wie die Vögel. Es lag schlicht und ergreifend nicht drin, jeden Abend 20 Dollar und mehr für einen Campingplatz auszulegen. Wenn wir uns nicht in einem Nationalpark aufhielten, wo freies Stehen nicht möglich war, suchten wir wenn immer möglich einen kostenlosen Übernachtungsplatz. Das konnte bei einem Supermarkt sein (bevorzugt Wal-Mart), auf einem Wanderparkplatz, bei einer Sehenswürdigkeit oder ähnliches.
Stets beachteten wir allfällig vorhandene Verbotsschilder. „No overnight parking“ hiess es meistens. Mit unserem – im Vergleich zu den amerikanischen Wohngondeln – kleinen Fahrzeug konnten wir noch halbwegs unauffällig an einem Parkplatzrand stehen. Halbwegs.
Eines Abends im Staate Nevada hatten wir am Rande einer Sportanlage geparkt. Mitten in der Nacht – wüa-wüa-wüa! Na ja, wir waren jedenfalls sofort hellwach. Das Horn des Polizeiautos konnte nicht ignoriert werden. Es klopfte an der Türe. Mein innig geliebter Mitreisender schob die Vorhänge etwas zur Seite und machte daraufhin das Licht an. Ein Polizist vom Format „doppeltüriger Schrank“ stand mit einer Stablampe draussen und beleuchtete unsere verdatterten Antlitze.
Übernachten sei hier verboten, meinte der Uniformierte freundlich und machte uns überdies darauf aufmerksam, dass unser Sticker abgelaufen sei. Der Sticker, muss man wissen, ist so etwas wie die Verkehrsabgabe, und stellte wohl das grössere Delikt dar, als unser Nächtigen am Rande des Sportplatzes. Ausserdem, das musste auch der Uniformierte zugeben, gab es nirgends ein Schild, das Parkieren über Nacht untersagt hätte. Wir versicherten ihm, dass wir auf dem Weg nach Kalifornien seien, wo wir den Sticker erhalten würden, der im Übrigen bereits bezahlt war. Dies reichte dem Polizisten und er fuhr zurieden von dannen.
Um unsere Nachtruhe allerdings war es vorderhand geschehen. Aber wer steht schon freiwillig um 2.00 Uhr auf?