
Ich gebe zu: Ich ging mit einem eher unguten Gefühl an den Kundendienst des Supermarkts. Reklamieren ist nicht so mein Ding. Und auf meinem Recht beharren erst recht nicht.
Den Weisswein hatten wir erst vor drei Tagen gekauft und wollten probieren, ob er auch hielt was er versprach. Den fruchtigen Alabriño hatten mein innig geliebter Mitbewohner und ich nämlich im letzten Sommer in Spanien entdeckt. Doch wie so oft, hatten wir den Moment verpasst, um einige Flaschen zu kaufen und heim zu nehmen. Umso freudiger die Überraschung, dass Coop den Wein just diese und letzte Woche günstiger anbot. Die Ernüchterung folgte auf den Schritt: Die erst Flasche hatte Zapfen. Zurückbringen? Die Tischrunde meinte: Ja, versuch’s doch! Ausnahmsweise wusste ich nicht nur, wo der Wein herkam, sondern hatte sogar noch den Kaufbeleg.
Doch zu meinem mittelgrossen Erstaunen wollte die Dame hinter der Theke nicht mal die Quittung sehen. Nein, nein, sagte sie, das ginge in Ordnung. Sie müsse die Flasche nur einscannen und sehe sofort, ob der Wein von Coop sei oder nicht. Anstandslos erstattete sie mir den Kaufpreis für den halbleeren korkelnden Wein zurück.
Nun musste ich es genauer wissen. Wie das denn sei, wenn ich nach drei Jahren noch einen Wein zurückbringe, ob ich ihn dann auch noch mein Geld herauskriegen würde.
„Sie werden einen Wein doch nicht drei Jahre lang behalten?“ Aus ihrer anfänglichen Entgeisterung folgte schnell Ernüchterung, als sie mein wiederum leicht entgeistertes Gesicht sah. Deshalb fügte sie schnell an: „Wissen Sie, ich verstehe nichts von Wein.“ Da wäre ich selber wohl kaum drauf gekommen.
Solange der Wein noch „im System“ sei, beeilte sie sich zu sagen, könne man ihn immer und problemlos zurückbringen. Diese Aussage beflügelte meine schmutzige Fantasie. Was, wenn ich in eine teure, leergesoffene Weinflasche einen Gutsch Kochwein leere? Ich meine, leere Weinflaschen produziert unser Haushalt ja mehr oder weniger kontinuierlich. Wie weit würde man das Spiel treiben können? Wenn die Dame am Kundendienst so grad absolut gar nichts von Wein versteht. Sie wird ja kaum einen Schluck probieren.
Vorläufig hoffe ich eigentlich lieber, dass die restlichen Flaschen Alabriño geniessbar sind. Wein ist zwar vorwiegend Geschmackssache, aber der Korkengeschmack gehört definitiv nicht zu den vielgepriesenen Aromen. Und sollte doch wieder mal ein Wein Korken haben, werde ich ihn in Zukunft lieber zurückbringen, als wie bis anhin in den Abfluss schütten. Für einmal hat der „Kundendienst“ von Coop seinem Namen alle Ehre gemacht.